So etwas wie falsch trauern gibt es nicht

Du sagst ich würde falsch trauern? Verzieh Dich!

Ich kann Dir sagen, was mich in meiner Trauer so richtig wütend macht. Es sind nicht die Menschen, die nicht wissen, was sie sagen sollen. Es sind nicht die Menschen, die sich eigenartig benehmen, weil sie Angst haben, etwas falsch zu machen. Es sind auch nicht die Menschen, die mir in ihrer Unsicherheit mit blöden Sprüchen á la „Das Leben geht weiter“ kommen. Nein, was mich richtig wütend macht sind jene Leute, die mir sagen, wie ich ihrer Ansicht nach zu trauern hätte. Die der Auffassung sind, ich würde „falsch trauern“. Es gibt erschreckend viele Menschen die ganz genau wissen, wie das geht „falsch trauern und richtig trauern“. Nämlich so, wie sie es gerne hätten.

So etwas wie falsch trauern gibt es nicht
Das steht Dir nicht zu!

Bei jedem Todesfall in meinem Umfeld kommt irgend ein Idiot auf die glorreiche Idee mir zu sagen,
dass ich falsch trauern würde.

Jedes verdammte Mal!

Jeder Mensch geht ja nun einmal mit Verlust anders um. Und jede*r von uns hat Gründe dafür.

Ist es denn wirklich so schwer, sich selbst und die eigenen Vorstellungen zurückzunehmen
und die Wünsche und Bedürfnisse der/ des Trauernden zu respektieren?

Anscheinend ja.

Ich zum Beispiel habe schon recht früh erlebt, welche Trauer der Tod auslöst und welch unterschiedliche Arten es gibt, zu trauern. Es gab auch für mich selbst – bereits als kleines Kind – schon mehr als genug Anlässe und Gründe um zu trauern.

Schon damals habe ich dabei die bittere Erfahrung gemacht, dass meine Verletzlichkeit in der Trauer ausgenutzt wurde.

Meine Trauer wurde ins Lächerliche gezogen. Man hat sich darüber lustig gemacht. Sie wurde kleingeredet. Sie wurde „weggewischt“. Denn meine Trauer war „unwichtig“. Hatte aufzuhören. Sie störte den Alltagstrott der anderen. Und für manche Menschen war meine Trauer eine perfekte Zielscheibe.

Im Laufe meines Lebens bin ich immer wieder mal mit solch einem Verhalten konfrontiert worden. Vielleicht kennst Du solche Momente ebenfalls? Und die Gefühle, die damit verbunden sind?

Diesen Schock, dass in einer Zeit, in der für Dich die Welt zusammengebrochen ist und der Sinn von allem und jedem zuerst einmal von Dir wieder neu gefunden und anders definiert werden muss, dass in solch einer Zeit Dein Schmerz von anderen noch vergrößert wird? Aus Gleichgültigkeit. Aus Unachtsamkeit. Und im schlimmsten Fall – aus Boshaftigkeit?

Ich würde es einfach geil finden, wenn mir das alles wenigstens zukünftig erspart bleiben würde. Doch wahrscheinlich wird es das nicht. Vermutlich wirst auch Du damit konfrontiert werden. Ich habe meinen Weg gefunden, mit diesen Dingen besser umzugehen. Schau gerne, was davon für Dich passt:

Tipps dafür, wenn Dir vermittelt wird Du würdest „falsch trauern“

Einigen trauerst Du ja viel zu lange. Anderen nicht tief genug.
Einerseits sollst Du Dich zusammenreißen und „mal wieder unter Leute gehen“.

Andererseits kann es Dir passieren, dass Dir vorgeworfen wird, dass Du nicht in Sack und Asche durch die Gegend läufst.
Sogar wagst, wieder zu lachen.

Du wirst es nie allen recht machen. Ich sage Dir jetzt etwas: Drauf geschissen was andere denken!
Es ist verdammt noch einmal nicht Deine Aufgabe, die Erwartungen anderer zu erfüllen.
Es geht nicht um die anderen. Es geht um Dich. Um Dich ganz alleine!

Wenn Dir jemand mit klugen Sprüchen kommt,
dann frag Dich einfach, um wen oder was es Deinem Gegenüber geht.
Und dann reagiere entsprechend.

– Carmen Splitt

Geht es jemanden um Dich, hast Du das Gefühl, dass sie/ er um Dich besorgt ist und möchte, dass es Dir möglichst gut geht, dann

  • bedanke Dich dafür, dass sie/ er Dir helfen möchte
  • sag ihr/ ihm, was Dich an dem Vorschlag nervt und warum
  • nenne eine Alternative, mit der sie/ er Dir besser zur Seite stehen kann und erkläre warum Du Dich damit besser fühlst
  • bitte darum, dass sie/ er am Ball bleibt und nicht die beleidigte Leberwurst gibt
  • Ruf zwei oder drei Tage später an und bitte um eine Kleinigkeit, um zu unterstreichen, dass Du sie/ ihn auch jetzt in Deinem Leben haben willst

Merkst Du hingegen, dass es im Grunde nicht um Dich geht, sondern darum, Dich wieder auf Spur zu bringen, damit Du weniger das Leben der/ des anderen störst. Oder darum, dass die/ der andere sich selbst in den Vordergrund stellen will. Oder es ihr/ ihm darum geht, dass sich ihr/ sein „perfektes Bild von sich selbst als perfekte Freundin/ perfekter Freund“ nicht eintrübt. Tja, dann empfehle ich Dir folgendes:

  • teile mit, wie das Verhalten der/ des anderen bei Dir ankommt und wie Du Dich deshalb fühlst
  • nenne eine Alternative, mit der sie/ er Dir besser zur Seite stehen kann und erkläre warum Du Dich damit besser fühlst
    • wenn es fruchtet – super! Denn dann ging es nur um Missverständnisse
  • falls es nichts bringt, Du Dir vielleicht sogar Vorwürfe und Beleidigungen anhören musst, dann packe die Person am Arsch und schmeiß sie aus Deinem Leben raus!

Wenn Du trauerst erfährst Du sehr viel darüber,
welche Erwartungshaltungen andere Menschen Dir gegenüber haben.
Nicht nur dann. Aber dann ganz besonders.

– Carmen Splitt

Trauer ist etwas sehr individuelles

Du kannst nicht falsch trauern. Wenn Dir danach ist Dich unter einer Decke zu verkriechen – dann tu das. Wenn Dir danach ist zu schreien – dann tu das. Wenn Du soweit bist, wieder unter Leute zu gehen – tu es. Was immer Dir gut tut – tu es!

Vielleicht nimmst Du die Unterstützung einer Seelsorgerin/ eines Seelsorgers in Anspruch.
In diesem Fall höre Dir sehr genau an, was sie/ er zu sagen hat und profitiere von ihrer/ seiner beruflichen Erfahrung im Umgang mit Trauer und Trauernden.

Lass sacken, was Dir gesagt wird, auch wenn es Dir gegen den Strich gehen mag, was Du hörst.
Denke über das Gehörte nach. Gründlich. Nimm guten Rat an!
Doch zugleich denke daran, dass nur Du allein spüren kannst, was Dir aktuell gut tut.
Also besprich auch das mit Deiner Seelsorgerin/ Deinem Seelsorger!

Egal wie gut Dein Gegenüber es auch mit Dir meint – Du bist diejenige die/ derjenige der entscheiden darf und muss, wie es weitergeht.
Nur Du spürst, was für Dich in Deiner aktuellen Trauersituation richtig ist.
Teile das, was Du spürst, Deiner Seelsorgerin/ Deinem Seelsorger mit.
Wenn Du offen bist, kann sie/ er Deine Situation besser einschätzen und in Eurer gemeinsamen Arbeit berücksichtigen!

Was hilft Dir besonders weiter? Hinterlasse mir bitte einen Kommentar. Ich freue mich auf Deine Gedanken!
Du findest meine Tipps gut? Dann teile sie gerne mit jemandem von dem Du denkst, dass sie ihr/ sie ihm ebenfalls nutzen.

– Carmen Splitt, Social Media-Coach, Bloggerin, Kreuzspinnerin
Die Social Media-Expertin für Pastor*innen und Selbständige mit Wertachtung!

Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar